Dienstag, 12. Mai 2009

ich bin jacks grenzwertiger blutdruck

dem aufmerksamen betrachter wird sicher schon aufgefallen sein, dass es gewisse unterschiede zwischen kleinstädten und großstädten gibt...besagte differenzen manifestieren sich mehr als offensichtlich in der anzahl der fahrspuren auf den straßen oder der höhe der häuser...
weniger offensichtlich aber bei persönlicher involvierung ziemlich strapaziös sind die unterschiede bspw in einem zentral gelegenen supermarkt (nein, kein einkaufszentrum, einfacher supermarkt)

kleinstadt: 3-4 kassen, zur feierabendzeit schnuckelige warteschlangen von je ca 10 - 15 personen
großstadt: 5-7 kassen, zur feierabendzeit monströse warteschlangen von je ca 35 - 40 personen und einem daraus resultierendem umweg von mehreren minuten um zu den einzelnen regalen zu kommen...denn es wäre ja zu einfach in einer reihe anzustehen...nein...der gemeine großstädter steht "mittig" und sprintet dahin, wo es -nach subjektiver einschätzung der sachlage- am schnellsten geht...und wehe man stört diesen kalten krieg vor der kasse indem man versucht, einmal kurz durchgelassen zu werden...

es folgen die top five der bluthochdruckerzeugendsten erlebnisse der letzten wochen:

platz fünf: alle schlangen sind gleich lang, ich stelle mich wahllos an und muss erkennen, dass alle anderen schlangen mal wieder viel schneller abgefertigt werden, meine allerdings auch objektiv nicht voran kommt...warum?
ganz vorne steht eine junge frau aus osteuropa, die scheinbar zum ersten mal mit euros in berührung kommt und versucht, einen betrag von knapp über zehn euro mit einem fünfer schein und viel ... VIEL kupfergeld zu zahlen, dabei dreht sie jeden cent zweimal um...ob sie sich nun die bekannte redewendung zu vorbild genommen hat oder einfach nur keinen plan hatte...wir werden es NIE erfahren, ich tippe auf letzteres...

platz vier: der klassiker: selbe szene, die eigene schlange bewegt sich keinen noch so kleinen meter nach vorne, diesmal der grund: ein tatteriger rentner mit einem dieser riesigen ledergeldbeutel mit vergoldeten schließhaken möchte einen betrag von weit über zehn euro in cent stücken bezahlen...und zieht das -trotz aufkeimender mordlust in der 20 mann starken schlange hinter sich- bis zum bitteren ende durch...immerhin eine gewisse konsequenz gepaart mit ehrgeiz in der handlung, die bei manch anderem zeitgenossen wünschenswert wäre...manchmal wird in dieser leidigen situation die pflicht (im meer aus kleingeld erst die ein-cent stücke suchen und sich dann langsam hocharbeiten zu den fünf cent stücken) noch von der kür getoppt: kurz vor erreichen des sehnsüchtig von allen erwarteten zielbetrags den restlichen inhalt des geldbeutels auf das band kippen und sagen "suchen se sich was se brauchen, fräulein"

platz drei: ich habe es schon beinahe in rekordzeit ans band gepackt und lege die beabsichtigen kaufartikel auf das band...dann aber abrupter stop...eine ältere frau mit gehstock möchte sich aus mir nicht nachvollziehbaren gründen einen schrittzähler kaufen...vielleicht als geschenk...nur kommt ihr im moment des bezahlens die eingebung, die kassiererin zu fragen, wie dieses ding funktioniert...ihr wurde ansatzweise geholfen...einerseits ein anzeichen für in der deutschen servicewüste selten gewordene kundenfreundlichkeit, andererseits extrem nervig, wenn man in der schlange dahinter steht und kurz davor ist, mit infernalischem gebrüll "READ THE FUCKING MANUAL" zum besten zu geben...

platz zwei: gerade heute passiert...ich habe es wieder einmal bis ans band geschafft, alles aufgelegt und das junge öko-esotherik-alternativ pärchen vor mir mit seinen vegetarischen tiefkühlpizzen und dem spinat erweckte nicht den eindruck, als wolle es mit tonnenweise kleingeld zahlen oder gar wissen, wo und wie man eine tk pizza möglichst umweltverträglich und für kommende generationen nutzbar zubereitet...aber dann: kassiererin nennt betrag, frau zaubert gutscheine aus ihrer hose...problem: die gutscheine übersteigen im wert den preis der erstandenen artikel und die kassiererin darf laut eigener aussage nicht rausgeben auf gutscheine...also nehmen die beiden esos den letzten gutschein wieder an sich und sehen sich mit der tatsache konfrontiert, nun noch 2,90 in bar zahlen zu müssen...nach einer gefühlten ewigkeit und erfolglosem kramen nach kleingeld in den hosentaschen kommt ihm schließlich die idee, mal im geldbeutel nachzuschaun...kann man ja nicht ahnen, dass sich da das geld versteckt...

unangefochten platz eins bisher:

*trommelwirbel*

ich stehe an der sogenannten schnellkasse für maximal zehn produkte etwa in der mitte der schlange derer, die ebenfalls auf ein schnelles vorankommen hofften an diesem abend...die konsumentale poleposition hatte ein -dem aussehen und kaufbegehren nach- obdachloser...oder zumindest weniger gut betuchter... drei dosen 5,0 bier, ein flachmann und eine packung plätzchen... ergab dann knappe fünf euro...nachdem er in seinem scheinbar schon vernebelten zustand die drei ziffern, die zusammen den preis ergeben, realisiert hatte, begann er in seinen hosentaschen zu kramen...konnte man halt nicht ahnen, dass man an der kasse bezahlen muss... im endeffekt fehlten ihm knapp ein euro da er vergessen hatte, dass auf die dosen noch pfand aufgeschlagen wird...kurze aber erfolglose diskussion mit der folge "kasse 4 storno bitte" und dem langen... langen ... verdammt langen warten auf die marktleiterin mit dem magischen schlüssel zum stornohimmel...
erreichte zeitersparnis durch die wahl der schnellkasse an dem abend: ein plus von geschätzten 14 minuten auf die normale kasse...

-> ich bin jacks schön verrückte welt urbaner menschlicher abgründe

Keine Kommentare: