Sonntag, 19. Juli 2009

ich bin jacks stilsichere uniformität

was fällt einem auf, wenn man mal aufmerksam den jungen menschen zuschaut, die sich tagtäglich auf unterschiedlichste art und weise über deutschlands großstadtstraßen bewegen? mal laufen sie, mal flanieren sie, mal schlendern sie und mal scheinen sie zu schweben...doch was macht die menschen aus? was unterscheidet sie?

hier zeichnet sich ein trend ab, der verstärkt in new york zu beobachten war...insbesondere im näheren umkreis der szenetreffpunkte...
dort sind sie alle zwanghaft vereint in ihrem streben nach individualität...jeder ist nur noch die kopie einer kopie einer kopie...sklaven einer uniformität die von den modemagazinen dieser welt diktiert wird...sie stürzen sich wie tiere auf jedes neue stilelement, jedes neue fancy must-have...allesamt so unverschämt individuell, dass sie doch nur wieder alle gleich aussehen:

ein fesches hütchen, die krawatte möglichst über ein aussagekräftiges und idealerweise glitzerndes tshirt gebunden, lederjacken jeglicher stilrichtung scheinen dieses jahr wieder in zu sein und natürlich nicht zu vergessen die hommage an die achtziger jahre in form der unvermeidlichen röhrenjeans...wer dazu dann noch die obligatorische "puck die stubenfliege" brille auf seiner nase thronen lässt, der darf sich neidischer blicke anderer sicher sein...oder wird mit sicherheit in der bedeutungslosigkeit der masse untergehn...
karikaturen ihrer selbst, wie ein kumpel von mir einmal sehr richtig feststellte...

-> ich bin jacks instinktiver herdentrieb...

zebras nutzen diesen trick übrigens ebenfalls um in der savanne den raubtieren einfacher entkommen zu können: diese werden von der schwarz-weißen masse verwirrt und können nur noch schwer einzeltiere ausmachen...

und hierzulande fiel mir die tage mehrfach folgendes auf: da bewegt sich die heranwachsende jugend überspitzt gesagt nur noch zwischen zwei stilrichtungsextremen: entweder werden krass sexistische aufmüpfige hip hopper großgezogen oder lethargisch lustlose emos...und die grenzen sind interessanterweise fließend...

gattungen wie man sie noch von vor wenigen jahren kennt, wie zb der gemeine punk oder der redcap skater werden immer seltener...

die jungemos von heute tragen uniformes trauriges schwarz kombiniert mit einem tristen schwarz...und falls der ein oder andere wider erwarten mal ein wenig besser drauf sein sollte, dann wird zur feier des tages auch mal anthrazit getragen...oder bei den weiblichen vertreterinnen wird dann der silberne totenkopfanstecker gegen eine hello kitty brosche getauscht...aber nicht zuviel, emo möchte ja nicht den emotionslosen zorn seiner mitleidenden auf sich ziehen ... hauptsache eine gewisse nonkonformität an den düsteren tag legen...

die kiddies, die heute 70 euro für ihre von haus aus verdreckten converse allstars ausgeben um damit gegen den weltweiten kapitalismus zu demonstrieren, führen sich auf, als hätten sie vor jahrzehnten an che´s seite gekämpt, sie rebelliern gegen das establishment und die bourgeoisie und tragen shirts auf denen groß und rot "cuba" prangt... aber sind nicht in der lage kuba auf der landkarte zu finden...geschweige denn zu erklären wie die revolution abgelaufen ist und was die einwohner kubas heute davon haben...und wenn sie nach mehr oder weniger erfolgreichem antikapitalistischem straßenkampf wieder nach hause zu mami und papi in die suburbane reihenhausidylle zurückkehren, wird sofort das ibook eingeschaltet um während einer pause im ps3 oder wii spiel das nächste kommunistische manifest zu planen...

hinzu kommt, dass diverse stilelemente zunehmends von anderen gruppierungen übernommen werden... der stilsichere checker mit migrationshintergrund von heute, der mit der zeit und dem trend gehen will, trägt lila converses unter der möglichst verwaschenen jeans, ein palituch und eine truckerkappe, die allen gesetzen der physik spottend doch noch irgendwie zwischen gestylten haaren und hinterkopf der schwerkraft trotzt...

-> ich bin jacks physikalische grundlagenforschung...

es sollte untersucht werden, ob evtl das vakuum im inneren des kopfes eine gewisse anziehungskraft auf die mütze ausübt...

es fällt dem außenstehenden beobachter also zunehmends schwerer zu erkennen, was hier dargestellt wird...ein checker? ein alternativer punker? oder einfach nur ein idiot...?

der standard hiphopper hingegen ist nach wie vor präsent und dieses genre scheint sich keine gedanken um etwaige nachwuchsprobleme machen zu müssen... man trägt nach wie vor hosen deren arschpartie irgendwo auf kniehöhe hängt, ein shirt welches ohne probleme als nachthemd durchgehen könnte und freestyled auch gerne mal wild durch die gegend wenn einen der flow des "musik"stück, welches gerade durch die gehörgänge schallt, unerwartet mitreißt...

was alle vier beschriebenen gattungen ungewollt vereint und somit wieder den kreis zur anfänglich erwähnten new york erfahrung schließt: innerhalb ihrer gruppierungen gehorchen sie scheinbar willenlos dem modediktat der angesagten szeneninternen meinungsmacher und vorreiter...aber bestehen vehement auf ihrer individualität...

kopien von kopien von kopien ... von kopien

-> ich bin jacks (post)pubertäres kuriositätenkabinett

4 Kommentare:

Marla hat gesagt…

:D sehr geiler Eintrag! :)

AnDi hat gesagt…

schöner eintrag,trends und kommerz sind der untergang einer jeden subkultur!!!
das war wie du so schön geschrieben hast bei den punks,mods,skins so.und wird auch irgendwann die emos,und viele neue jugendbewegungen erreichen.

zu den kopien von kopien muss ich sagen das auch jeder von uns auf irgendeine art und weise eine kopie is,das is halt so es sei denn man entwirft seine sachen selbst oder trägt nen strick pulli von oma.

ich für mich suche mir aus verschiedenen subkulturen aspekte wie:meinungen,klamotten,ideale,ziele usw raus und mache dadraus einen ganz eigenen stil.

beispiel:bier trinkender fussball fan der gerne durch die welt reist um fremde kulturen kennen zu lernen,unpolitisch,friedlich,frohnatur,glücklich vergebener familienmensch der gerne mit seinen freunden abhängt und manchmal zu extremen neigt.das ganze ergiebt dann ein gesamt paket was mich zwar irgendwie zu einer kopie macht aber auch zu einem unikat:-)

ich denke es ist ganz schwer gegen den strom zu schwimmen und jedem trend kann man einfach nicht ausweichen.das die heutige jugend extrem trendgeil ist und sich auf alles stürzt was gerade "in" ist,versteht sich ja von selbst.der fernseher,das internet und alle medien übernehmen das denken für uns und sagen uns auch was wir anziehen müssen und zu denken haben.

BILD DIR DEINE MEINUNG

der Engländer

jack hat gesagt…

1. danke marla ;)

2. ja, ich würde mich da auch net komplett außen vor lassen, meine bisher selbst "entworfenen" kleidungsstücke beschränken sich auf eins bisher (tshirt), aber dennoch würd ich wohl nie komplett einer subkultur verfallen und alles monoton nachmachen was einem vorgebetet wird :) ich bin sehr froh dass es viele trends gab, die spurlos an mir vorbeigegangen sind bisher...wenn dann kopieren wir uns bestenfalls gegenseitig in form des nichtkopierens ;)
ein hoch auf die individualität ;)

AnDi hat gesagt…

hooooch*ggg*