Montag, 22. Juni 2009

ich bin jacks temporäres feuchtgebiet I

bevor wir richtig einsteigen, eine kleine faustformel zur berechnung des wetters zum hardcorecampen:

man nehme die regenwahrscheinlichkeit x (x >0), welche von teilweise renommierten instituten anhand komplizierter formeln und berechnungen und einer prise von "ich guck ma aus ´em fenster wie wolkig es ist" ermittelt wird, als ausgangsbasis...

wenn {regenjacken} >= 1, dann x = x - 10%
wenn {pavillonzelte} > 0, dann x = x - 10%
wenn {wechselklamotten} <= anzahl campingtage+1, dann x = x + 25%
wenn {wasserdichtes schuhwerk} <= 2 paar, dann x = x + 25%

wenn {winterjacken} = { }, dann x = x +x
wenn {zelt} = 0, dann x = x ³

für das southside festival waren 60% regenwahrscheinlichkeit bei wetter.com angegeben... ich hatte mir in eine regenjacke eingepackt, also sind wir laut formel noch bei 50% ... ein tolles pavillonzelt hatten wir auch parat, also sinkt die regenwahrscheinlichkeit auf 40% ... da ich allerdings begrenzte platzverhältnisse im rucksack hatte, nahm ich nur ein paar wechselklamotten mehr mit, als zeitlich nötig gewesen wäre, somit stieg die regenwahrscheinlichkeit wieder auf 65% ...im nachhinnein weiß ich jetzt, dass von meinen zwei paar schuhen nur eines wasserdicht ist, stieg die regenwahrscheinlichkeit auf 90% an... die tatsache, dass ich nun noch meine dicke jacke im abfahrtsstress daheim vergessen hatte, machte eine krasse regenwahrscheinlichkeit von 180% für letztes wochenende... und was soll ich sagen?
jedes einzelne prozent ist eingetreten und hat sich in form von wasser und feuchtigkeit durch jede lage kleidung bis auf die haut vorgekämpft...

donnerstags war die wetterlage noch in ordnung, wir kamen am festivalgelände an und standen erstmal mit mehreren tausend anderen zusammen am einzigen (!) kassenhäuschen des westeingangs an...nach einer guten halben stunde anstehen kamen wir wenigstens schonmal in die nähe des eingangs, dort stand ein securitymitarbeiter mit einem etwas größeren megaphon auf der schulter, ein anderer sprach aus dem abseits die infobotschaften: "bitte weitergehn, nicht stehnbleiben, achtet auf eure mitmenschen, kein kratzen, beißen oder spucken bitte..."
ich weiß ja nicht, ob es den leute vielleicht entgangen sein sollte oder nach zehn festivals noch nicht aufgefallen ist, aber eine menschenmasse, die 50 leute + gepäck breit ist, auf die breite 1+gepäck zu kanalisieren, ist zeitaufwendig, mit drängeln und schubsen und fluchen verbunden und es bleiben dort schon teilweise campingutensilien auf der strecke, die einfach zerdrückt werden...

dank unserer jahrelangen festivalerfahrung, strategisch gut gewählter positionierung und ellbogeneinsatzes kamen wir unbeschadet hindurch...

-> ich bin jacks erstes etappenziel

der zeltplatz in seiner ganzen alternativen pracht lag vor uns...schon leicht verdreckt weil sich außer uns noch weitere 29.997 menschen entschieden hatten, einen tag früher anzureisen...es bot sich das gleiche bild wie immer: auf der landebahn welche den zeltplatz in zwei hauptbereiche trennt, tobt das bunte alternative savoir vivre: müll, dosenfußball, saufspiele, radfahrer, verkleidete menschen, rotes kreuz, grüne minna und nochmehr müll...

an unserer stammecke angekommen, mussten wir feststellen, dass die guten plätze alle schon vergeben waren und wir dann notgedrungen einen platz mittendrin nehmen mussten... die meisten gespräche mit anderen leuten liefen wie folgt ab: wir: "tschuldigung, ist hier noch ein bisschen platz für uns?" (fläche groß genug für mit einem möbelwagen zu wenden) antwort (in meist fränkischem oder bayerischem akzent) "ne...des is reserviert...wir brauchen des noch für...freunde..." viele dieser freunde scheinen es sich spontan noch anders überlegt zu haben, denn es war noch viel platz über das gesamte wochenende...

wir fanden trotzdem unseren platz für zelte und pavillon, bauten schnell auf und nachdem wir die gesamten vorräte im vorratszelt verstaut hatten, wurde ersteinmal eine runde gegrillt...fleisch und bier, das lob ich mir...

erstes negativerlebnis: einer unserer besoffenen fränkischen nachbarn hat gegen zwölf uhr nachts an unser zelt gepisst...wir hatten dies aufgrund von unserer musik und angeregter unterhaltung erst nicht gehört ... aber ein plätscherndes geräusch unterbrach unser gespräch und auch auf lautes zurufen hin, kam keine reaktion des pissers...er verschwand dann wieder im dunkel...

ab diesem zeitpunkt war das nachbarzelt, bzw die wand davon, ziel diverser wurfattacken mit müll, essens- und getränkeresten...darüber hinaus wurde ab 22:45 zurückgesungen...

ich glaube solange wie an dem abend habe ich lange nicht mehr gesungen, es ging bis morgens um halb sechs, als wir beschlossen, noch eine kleine runde über den gesamten zeltplatz zu drehen...singenderweise versteht sich...

somit war der grundstein für ein mehr oder weniger durchwachsenes verhältnis zu den franken gelegt...die ausnahme bildete hierbei ein zelt voller mädels, die zumindest die musikauswahl gut fanden, aber keine weiteren urteile zu unseren sangeskünsten abgaben... wie war das? wenn man nichts gutes sagen kann, dann... naja...

der erste abend war trotz alledem richtig klasse!

Keine Kommentare: