Mittwoch, 24. Juni 2009

ich bin jacks versiegende quelle

seit langer zeit vergehn kaum ein paar wochen, in denen nicht wieder einer der großen und vor allem alt eingesessenen deutschen konzerne ins wanken gerät oder dem finanziellen kollaps nahe ist... aktuell überschlagen sich die meldungen zum versandhandel quelle, einst florierendes unternehmen, welches in den 70ern dem durchschnittsdeutschen jeden wunsch erfüllte, von a wie aschenbecher über h wie herd und w wie waschmaschine bis hin zu z wie zitronenpresse...
doch nun hat die gierige bestie namens krise ihre krallen nach der guten deutschen quelle gestreckt...

ähnliches mussten bereits die großen kaufhäuser karstadt, kaufhof und hertie über sich ergehen lassen...sie waren die besten pferde im stall, überwanden jedes hindernis aber wurden alt, kamen ebenfalls ins straucheln, sind anschließend gefallen und konnten nur gerade eben gerettet werden...ein lahmendes pferd hätte man erschossen...

das konzept kaufhaus hat sich schlicht und ergreifend überlebt, sei es per versand oder auf tausenden quadratmetern mitten in der stadt...
während der blütezeit der kaufhäuser in den siebzigern und achtzigern konnte man dort wie bereits erwähnt alles kaufen:
die feinripunterhose lang oder kurz von schiesser, den großen oder den kleinen fernseher von grundig, den kühlschrank von liebherr, die waschmaschine von aeg, das radio von telefunken, den mob von vileda und küchenprodukte von rotpunkt uvm...

-> ich bin jacks begrenzt unbegrenzte auswahl...

denn damals gab es -leicht übertrieben formuliert- nur ein fernsehgerät von grundig, eingebaut in furnierholz, braun... entweder dieses gerät oder keins...
die ansprüche der kunden waren nicht so hoch wie heute, die hausfrau begnügte sich mit einem einzigen waschmittel für alle kleider und schleppte nicht das mittel für schwarze klamotten zusammen mit den megaperls, dem flüssigpflegeschaum und dem buntwäschepulver nach hause...ein standardisiertes angebot seitens der hersteller passte wie die faust aufs auge auf eine undifferenzierte nachfrage seitens der kunden...
dieses konzept funktionierte bis in die achtziger jahre hinein wunderbar, die damaligen kaufhäuser etablierten sich teilweise auch noch als trendsetter indem sie neue produkte aus fernost, man denke hierbei an die armbanduhr von casio und co sowie diverse fernsehgeräte, mit ins sortiment aufnahmen... das steigende angebot läutete allerdings das ende des verkäufermarktes ein...

denn könig kunde wurde sich langsam aber sicher seiner macht bewusst und verlangte mehr...in allen konsumbereichen setzten hersteller verstärkt auf die verschiedenen bedürfnisse der kunden, die differenzierung setzte ein, es wurde nunmehr nicht mehr nur ein shampoo angeboten, nein, es wurde eines für glattes haar, für sprödes haar, für fettiges haar, für langes haar, für kurzes haar, für altes haar, für blondes haar, für achsel haar und und und... angeboten...

eine flut von verschiedenen fernsehgeräten, videorecordern, cd spielern überrollte den medienbereich, kleider kamen nun nicht mehr nur aus einer schneiderei vom land sondern von großen webereien aus china und vom italienischen designer...
dieser vermehrung auf der angebotsseite hatten die kaufhäuser nichts entgegenzusetzen, einige hielten bewusst am überalterten konzept aus besseren tagen fest, andere bauten ihr sortiment zwar aus, konnten aber nicht alles unterbringen und zeigten bald lücken im angebot im vergleich zu den dann aufkommenden fachmärkten in verschiedenen bereichen... seien es nun media markt und co oder obi, deichmann und ikea...

vor gar nicht allzulanger zeit war ich in einem karstadt und einem kaufhof gewesen zwecks angebotssondierung was fernsehgeräte angeht... ich fand elf bzw zehn verschiedene geräte, allesamt ziemlich teuer... im media markt wurde ich von über 75 verschiedenen geräten erschlagen, aber vergleichbare geräte deutlich billiger... das rennen gemacht hat aber schließlich ein discountangebot...

womit wir beim nächsten großen konkurrenten wären: die discounter haben in den letzten jahren ihr dichtes netz über deutschland ausgeworfen und bieten viel ware gegen wenig geld...außer nahrungsmittel auch wöchentlich wechselnd elektro- und sportartikel...sie sind einfach zu erreichen, liegen meist in sogenannten fachmarktzentren in stadtnähe und ein besonders wichtiger vorteil: man kann sein auto direkt vor der tür kostenlos abstellen...

doch nicht nur discounter und fachmärkte machen es den kaufhäusern schwer:

der wählerische kunde von heute wird im apple flagship store mit einem tässchen i-puccino bei laune gehalten, während ihm zwei hirnlose marionetten die neuste generation von i-pods vorführen...danach entspannt er bei einem erlebnisgastronomisch von seiltänzern und feuerspuckern kredenzten i-skaffee bevor er zum armani store geht um dort -beraten von einem schwulen und unheimlich cosmopolitischen franzosen- aus 27 verschiedenen jeansmodellen mit i-pod halterung zu wählen... heil dir, könig kunde

-> ich bin jacks kunterbunter käufermarkt

...auf dem besagter könig kunde die uneingeschränkte macht hat, und da kann auch ein versandhandel wie quelle was das angebot angeht, nicht mithalten...ganz zu schweigen vom erlebniswert den manch ein flagshipstore bietet...
das erlebnis "ich geh zu karstadt" was früher teilweise eine deutsche vorzeigefamilie bestehend aus vati, mutti, bettina und mathias, in den nachwehen des wirtschaftswunders und der ölkrise einen ganzen tag lang beschäftigen konnte und freude bereitete, findet heute verteilt auf verschiedene fachgeschäfte statt...

und auch wenn man nun argumentieren kann dass es doch riesige einkaufspassagen gibt, bei denen auch alles unter einem dach ist...so hat man nur teilweise recht....ja, dort ist alles unter einem dach, aber nein, es ist kein kaufhaus, es ist nur eine ansammlung besagter stores, teilweise flagship stores (abhängig von der attraktivität der lage), und das geld fließt nicht zu herrn karstadt und co, sondern direkt zu armani, apple, starbucks, sony und co...

letzte anmerkung: das internet hab ich bewusst ausgelassen...klar, auch ein großer konkurrent, spielt aber in einer ganz anderen liga...

2 Kommentare:

AnDi hat gesagt…

irgendwie mag ich kaufhäuser..sie sind zwar konsumtempel aber es ist doch einfach wunderschön,der papa kann zu den sport sachen gehen die mutter geht zu den schuhen die tochter in die schminkabteilung der sohn hängt in der multimedia ecke ab und später treffen sich alle in der kantine*ggg*

jack hat gesagt…

ja, aber hat die familie dann auch was gekauft? (große einkäufe vor allem...) oder sich nur "umgeschaut"?