Dienstag, 1. September 2009

ich bin jacks leiser wutausbruch

heute war ich nach langer pause mal wieder auf dem gelände der uni unterwegs und mein weg führte mich unter anderem auch in einen normalerweise gut gefüllten pc raum im zentrum für datenverarbeitung...draußen herrschten schwül-warme neunundzwanzig grad mit fröhlich lachender sonne und es war einfach wunderbar, in einen auf neunzehn grad klimatisierten raum einzutreten...

zu meiner überraschung war nur eine einzige person im raum...ganz hinten in der ecke, bestückt mit headset und eifrig am klicken...die langen haare zum pferdeschwanz gebunden, schwarz gekleidet und etwas schlacksig und recht blass... mein erster gedanke, welcher sich instinktiv in meinem kopf breit mache, war "ah, onlinerollenspiel"...
selbiges entführt den spieler in eine andere...eine bessere welt, wo er mit axt, schwert und keule wilden monstern die virtuelle seele aus dem pixelleib knüppelt und die hübsch geformte prinzessin mit ordentlich bytes vor der hütte cybersexen kann, welche ihm im realen leben verwehrt bleibt...

-> ich bin jacks perfektes klischeebild

genau solche leute würde rtl interviewen bzw über solche leute würden sie eine reportage bringen, wenn ein möglichst "objektiver" bericht die sensationsgeilheit der flimmerkastenjünger muttermilchähnlich stillen soll...langweiliger alltag, langweiliger oder kein job, keine realen freunde, flucht in die heile virtuelle welt der onlinerollenspiele...der allumfassende, schockierende, menschliche und mitreißende bericht bei rtl punkt12...

ich für meinen teil wollte nur schnell ein paar artikel ausdrucken und über das uninetzwerk noch ein wenig recherche betreiben, da kam es mir gerade gelegen, dass der ansturm auf den drucker ausbleiben wird und sonst auch niemand im raum war... in ruhe liest es sich doch immernoch am besten...

die stille im klimaparadies wurde nur durch den drucker und einige aggressiv anmutende tastenklicks des zockers unterbrochen und während ich zwischen druckerstation und rechner pendelte, gesellten sich noch zwei weitere arbeitswütige menschen in den raum...allesamt treu dem verhaltenskodex "fresse halten und leise arbeiten" beinahe mucksmäuschenstill am werkeln...

wieder zurück am rechner und bei der recherche, durchbrach ein deutlich vernehmbarer knall gefolgt von einem leise gezischten "scheiße" die mauer der stille... unser rollenspielfreund geriet wohl scheinbar in arge bedrängnis bei seiner flucht aus seinem langweiligen leben...

ok, kann ja mal vorkommen, man schlendert unbefangen durch den wald, pfeift fröhlich ein liedchen, erfreut sich an der natur und zack... wird man von einer horde orks überfallen...

-> ich bin jacks moment der überraschung

leises schreien ist eine fähigkeit (um nicht zu sagen "skill") die der zocker wohl für einige zaubersteine bei der waldfee erworben hatte, begriffe wie "scheiße", "mist" und genervtes stöhnen wiederholten sich noch einige male...leise aber deutlich...
das ganze fluchen gipfelte schließlich in einem schlag mit der maus auf den tisch und dem nun schon deutlicher vernehmbaren ausruf "scheiße, warum hatte der arsch soviele angriffspunkte..."

ich habe es mir mal erklären lassen: angriffspunkte werden nach einem komplizierten verfahren errechnet, das sowohl die zur verfügung stehenden waffen als auch die "erlernten" und "erworbenen" fähigkeiten berücksichtigt...somit weiß man, wieviel lebensenergie man einem gegner bei einem angriff abziehen kann, abhängig von dessen rüstung (verteidigungspunkte...bla bla bla) ... so in etwa funktioniert das...

-> ich bin jacks anschauliches beispiel:

hätte ich im moment des wutausbruchs auf grund des nervpotentials überreagiert und mit einem der rechner nach dem zocker geworfen, so wären meine angriffspunkte relativ hoch gewesen...rechner gegen den kopf kann zu schmerzen führen... da der zocker keine rüstung besaß (verteidigungspunkte gleich null) hätte ich ihm den ein oder anderen schaden zugefügt...

man sollte noch erwähnen, dass die rechner allesamt am arbeitsplatz festgekettet sind, somit war das ein eher schlecht zu verwirklichendes beispiel... stühle hingegen sind frei verfügbar... also kann man das beispiel analog auch mit einem stuhl beschreiben...

mit ähnlichen folgen für den zocker...

wie oft er dann noch gestorben ist und wieviele angriffspunkte anderer ihm noch zum verhängnis wurden, weiß ich leider nicht... ich hatte alles gefunden was ich gesucht hatte und machte mich wieder auf den heimweg... innerhalb von knappen fünfundvierzig minuten fand draußen in der realen welt ein ganz realer wetterumschwung statt und wolken und wind erwarteten mich...

und wenn er nicht gestorben ist, dann zockt er noch immer...

2 Kommentare:

Pleio hat gesagt…

Bei euch an der Uni sit es wirklich möglich an Unirechner zu zocken? Neihja..sachen gibts.

jack hat gesagt…

ja...so sachen gibts bei uns ;-)