Donnerstag, 10. September 2009

ich bin jacks nichtssagendes credo

wir alle bewegen uns mit unserer nussschale auf dem ozean unserer psyche zwischen den beiden kontinenten "bin ich" und "will ich sein" ... mal treiben uns strömung und wind mehr an die eine küste, mal paddeln wir an die andere...

firmen geht es da ganz ähnlich, dort sitzen in den oberen etagen die lenker (und evtl auch denker) des unternehmens an einem tisch, beratschlagen stundenlang bei saft, cola, wasser und belegten brötchen, wie man denn das unternehmen und seine werte kurz und prägnant -mit hilfe eines credos- der öffentlichkeit präsentiert und positioniert...

wenn gerade die kreativität outgesourced wurde, dann wird auch gern mal eine kreativagentur angeheuert, die den missstand überbrücken soll und den job übernehmen soll...

wenn dann die anberaumte marathonsitzung zur mottofindung beendet ist oder die kreativagentur ihren scheck mit fünfstelligem betrag erhalten hat, wird mit übertriebenem stolz und viel brimborium ein sprüchlein oder eine auflistung präsentiert, die in den allermeisten fällen aus folgenden wörtern besteht:

qualität
kundenzufriedenheit
innovation
teamwork
integrität

zu allem überfluss wird dann meist auch noch eine eiligst produzierte imagekampagne auf den medialen markt geworfen, die möglichst das credo ausdrucksvoll unterstreichen soll...
die gern gesehene political correctness wird durch eine adrett gekleidete quotenfrau (assoziationen zur führungskraft sind durchaus erwünscht), einen quotenschwarzen und einen quotengelben zur geltung gebracht...

-> ich bin jacks kunterbuntes ethnospiel...

als betrachter sollte man besser eine sonnenbrille aufsetzen, denn besagte personen strahlen mit ihrem perlweißlachen mit einer supernova um die wette...

quintessenz von solch einem credo sollte eigentlich (wie so oft) sein, das unternehmen zu differenzieren und seinen kunden wie mitarbeitern einen anhaltspunkt bzw eine identifikationsmöglichkeit zu geben...doch mit einem allerwelts brot und butter motto bestehend aus oben genannten wörtern ist ein solches in etwa so nichtssagend wie ein stummfilm...
es dümpelt irgendwo unauffällig in der menge und geht unter... (um die eingangs benutzte metapher wieder aufzugreifen...)

noch schwerer als das wiegt die tatsache, dass viele unternehmen mit ihrem credo sehr nahe an der küste vom "will ich sein" kontinent entlang schippern und jeglichen bezug zur realität im eigenen unternehmen verloren haben...ein angestrebtes ziel für die zukunft sollte nicht teil eines den ist-zustand beschreibenden mottos sein...solch eine augenscheinliche diskrepanz verunsichert den kunden der statt einem "kundenzufriedenheit" versprechenden geschäftspartners einen haufen fauler und inkompetenter säcke vorfindet...

-> ich bin jacks letzte große frage:

warum aber machen sich so viele unternehmen trotzdem die mühe und begeben sich auf das oftmals dünne eis der mottoformulierung?

1994 wurde zum ersten mal in einem buch namens "built to last" der anreiz gegeben, kernwerte eines unternehmens in ein leicht verständliches credo zu packen...
das hat dann eine person als tip weitergegeben, manche haben zugehört und sich an den tip erinnert und in ihren seminaren an den mann / die frau gebracht, aus den seminaren sind viele weitere entflohen und haben den gedanken in die welt getragen...

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