Mittwoch, 15. April 2009

ich bin jacks finnisches fiasko

der ein oder andere erinnert sich vielleicht noch an die schlagzeilen "nokia schließt werk in bochum" oder ähnliche gazettenüberschriften...mal mehr mal wenige populistisch...

hintergrund der sache -um es noch einmal schnell ins gedächtnis zu rufen- war die tatsache dass der finnische mobiltelefonkonzern sein bis dato gut laufendes werk in bochum schließen wollte und ein neues in der rumänischen pampa, genauer in cluj, angekündigt hatte...

besonderes heikel an der sache war dass nokia noch fleißig zuschüsse für das werk kassiert hatte und sich diverse tricks einfallen lies, um besagte bochumer produktionsstätte unnötig teuer aussehen zu lassen...oder anders gesagt: um wieviel billiger doch die produktion in rumänien sei...

ein aufschrei ging durch die bundesdeutsche bevölkerung, aller protest schließlich war nutzlos, nokia zog von dannen...und zahlte zähneknirschend 40 millionen euro zurück...

nun allerdings stellt sich heraus, dass die findigen finnischen manager ein wenig unüberlegt gehandelt hatten...und die aktuell um sich greifende krise trägt ebenfalls ihren teil dazu bei...hier ein bericht dazu

-> ich bin jacks übertriebene erwartung

das werk selbst liegt in einem dorf knappe 20 kilometer von der eigentlichen stadt cluj entfernt...wie selbstverständlich gingen nokias manager davon aus, dass jeder rumäne ein auto besitzt und mit unbeschreiblichen, nie enden wollenden glücksgefühlen jeden morgen den weg zum heilsbringenden handyunternehmen zurücklegt...zur not halt auch mit dem fahrrad im tiefsten winter...
minimal selbstverliebt erwartete nokia darüber hinaus auch noch, dass sämtliche hoch und höchstqualifizierten arbeitskräfte rumäniens zumindest in die nähe von cluj ziehen würden, um dort für den allmächtigen westlich-kapitalistischen konzern in lohn und brot zu stehen...
fehlanzeige, denn nokia zahlt in seinen rumänischen werken weit unter landesdurchschnitt...und darauf basierte die rechnung nokias mit dem (trug)schluss, dass in rumänien eine billigere produktion möglich sei...

somit musste nokia mit den vorhandenen -und das waren bei weitem nicht genug- unqualifizierten arbeitskräften auskommen, diese kostspielig anlernen und deren unvermeidbare fehler finanziell abdecken...
darüber hinaus stellt sich die frage, warum ein talentierter rumänischer ingenieur für einen mehr oder weniger hungerlohn in der heimat arbeiten sollte, wenn er im ausland ein vielfaches davon verdienen könnte...
somit müsste nokia -um den bedarf an qualifizierten kräften zu decken- löhne zahlen, die weit über dem durchschnitt liegen und sich etwa dem westeuropäischen niveau nähern...

bei der allseits beliebte "grüne wiese" gründung (eine fabrik in mehr oder weniger erschlossenem gebiet hochziehen) gibt es eine reihe nachteile: als erster vor ort hoffte nokia darauf, dass zulieferer von selbst ansiedeln würden, quasi im fortschrittlichen und modern anmutenden sog des unternehmes mitgerissen werden...fehlanzeige: die einzigen zulieferer kamen für autoproduzenten und selbst die machen mittlerweile auch wieder dicht...sie werden bald in marokko ihre zubehörmodule produzieren

-> ich bin jacks neokapitalistisches nomadentum

auf grund der erwähnten nachteile bei der grüne wiese gründung war eine gute verkehrstechnische infrastruktur, sprich geteerte straßen, nicht vorhanden und anlieferung ist stets wetterabhängig, da die feldwege nach längerem regen einer sumpflandschaft ähnelten...

im werk selbst sind weit weniger als die angekündigte anzahl an arbeitern beschäftigt, verträge werden nicht verlängert und die produktion liegt weit hinter dem soll zurück, sowohl was stückzahlen angeht wie auch in der qualität...der ungelernte arbeiter drückt auch gern mal auf den falschen knopf bei der bedienung und schon schnellen die wartungskosten für maschinen in astronomische höhen...

all dies wurde bereits anfang 2008 relativ präzise vorausgesagt aber viel gehör fand diese unabhängige einschätzung der sachlage nicht...

-> ich bin jacks blühende bochumer schadenfreude

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